Es muss Spaß machen, KI zu gestalten – Ein Interview mit Prof. Dr. Ingo Scheuermann

Seit Mitte Februar ist Professor Scheuermann Mitglied im Aufsichtsrat der DDG AG. Er ist Professor für Finanzierung an der HS Aalen und seit vielen Jahren als Investor und Berater in zahlreichen Unternehmen tätig, bislang u.a. auch als Senior Advisor für die DDG AG. Anlässlich des Wechsels in den Aufsichtsrat haben wir ihn nun exklusiv zum Interview getroffen.

Scheuermann studierte Wirtschaftsingenieurwesen an der Universität Karlsruhe und promovierte in Mathematischer Wirtschaftstheorie an der Universität Mannheim zu Venture Capital (VC)-Vertragsgestaltungen unter Anreizgesichtspunkten. Bereits während seiner Promotion begleitete er einige VC-Deals im Telekommunikationsbereich und arbeitete anschließend als Strategieberater für die BCG (Boston Consulting Group) und Oliver Wyman hauptsächlich für Kunden in den Bereichen Industriegüter und Financial Services.

Ingo Scheuermann

2005 nahm er einen Ruf als Professor für Finanzierung, Investition und Wirtschaftsmathematik an die Hochschule Aalen an und wirkt seit 2011 als Dekan der Fakultät Wirtschaftswissenschaften an der strategischen Weiterentwicklung der Hochschule mit. Zu den Schwerpunkten seiner Forschung zählen Anreizprobleme bei Venture Capital Finanzierungen und Finanzierungen von Unternehmensgründungen sowie insbesondere die digitale Transformation im Mittelstand. Professor Scheuermann ist Coach, Mentor und Investor für Startups und berät mittelständige Unternehmer, ihre eigene Digital Transformation Journey zu gestalten und voranzutreiben. Neben Finanzen sind auch Technologien, insbesondere Anwendungen der Künstlichen Intelligenz zur Verbesserung oder Aufbau neuer Geschäftsmodelle, seine Leidenschaft.

Herr Professor Scheuermann, welche Kompetenzen bringen Sie als Mitglied des Aufsichtsrates mit?

Neben den formalen Aufgaben als Aufsichtsrat im Rahmen der Unternehmenskontrolle sehe ich mich als Sparringspartner in Strategie- und Finanzthemen für die DDG aber auch für den gesamten DDG-Co-Innovationsprozess, werde aber auch meine KI-Erfahrungen aus zahlreichen Projekten sowie eine gewisse Mittelstandskompetenz und mein Netzwerk einbringen können. Mir geht es darum, die DDG als führenden Company Builder im Bereich KI mit dem Mittelstand strategisch wie finanziell bestmöglich aufzustellen. Wie kann das DDG-Co-Innovationsmodel weiterentwickelt werden, wie ggfs. noch effizienter gestaltet werden? Sind die entstehenden Ventures gut aufgestellt und können sich am Markt strategisch behaupten? Wo sind entsprechende Branchen aber auch Mittelständler, die sich durch KI weiterentwickeln können oder sogar müssen?

„Bereits jetzt bin ich begeistert, wie die DDG das Thema KI im Mittelstand voranbringt.“

Die Diskussion mit Unternehmensinhabern im Mittelstand ist sehr spannend, hier betone ich immer, dass der gesamthafte Digital Transformation Journey – also die Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens durch digitale Technologien und insbesondere durch KI – auch kulturelle und organisationale Elemente haben muss.
Ein KI-Schnellbootbau gemeinsam mit der DDG ist zwar hochspannend, muss aber auch entsprechend flankiert werden, um eine Breitenwirkung im Unternehmen zu erzielen. Genau die Fragestellungen kann ich als Begleiter der DDG in die Diskussion mit möglichen oder existierenden Co-Innovationspartner einbringen. Auch bei der Gestaltung der gemeinsam entstehenden „Babies“, d.h. Ventures, kann ich auf Businessplan – wie Finanzierungsseite mit meinen Erfahrungen unterstützen.

Insgesamt sind wir als Aufsichtsrat nunmehr sehr gut aufgestellt, wobei jedes Mitglied seinen eigenen Beitrag auch über die reine Unternehmenskontrolle hinaus leisten kann. Hochspannend, agil und mit durchaus großem Impact und Potenzial.

Ingo Scheuermann 2

Sie sind selbst seit vielen Jahren in der Wirtschaft aktiv. Was raten Sie Unternehmern, die beim Einsatz von KI noch skeptisch sind?           

Ausprobieren und machen! Klein anfangen, mögliche Ansatzpunkte agil identifizieren (z.B. wo sind Effizenzbrüche in Prozessen? Wo fallen große Datenmengen an?) und dann zügig an einem Proof-of-Concept arbeiten.

Ist dieser Lackmustest erfolgreich, also funktioniert die KI-Lösung für das entsprechende Problem, dann zunächst gekapselt als Satellit aber immer in unmittelbarer Nähe des Kerngeschäfts (nicht räumlich getrennt) vorantreiben. Dann entweder ausgründen oder flankiert mit Change-Unterstützung integrieren. Also: greifbare Schnellboote bauen und die Organisation informell transparent einbinden. Letztlich ist das der DDG-Co-Innovationsprozess – genau deshalb bin ich von dem Geschäftsmodell so begeistert!

Als weiteren Punkt würde ich jedem Unternehmer raten, die kulturellen wie organisationalen Rahmenbedingungen zu schaffen, sodass der Innovationsfunke auch auf das Kerngeschäft überspringt. Es ist ein Mindset-Thema, das es zu bewältigen gilt: Mitarbeiter müssen willens und bereit sein, bewährte Prozesse und Verhaltensmuster kontinuierlich auf den Prüfstand zu stellen und sich zu fragen, ob hier KI eine Verbesserung vorbeiführen könnte. Letztlich ein bewährter KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess) mit KI-Brille. Ob die Entwicklung des Geschäftsmodell des Unternehmens zu einer „data-driven organization“ dann letztlich „gelingt“, ist sekundär. Die Reise ist das Ziel und die DDG kann ein optimaler KI-Wegbegleiter mit KI-Know How und Venturing-Expertise sein, ohne die Ressourcen des Unternehmens zu sehr zu belasten. Eine Win-Win-Situation – und zudem macht die Reise Spaß!

 

Wo sehen Sie die größten Chancen für Unternehmen, die Künstliche Intelligenz in den nächsten Jahren einsetzen?

Ein wirklicher Produktivitäts- und Effiizienzsprung, im Kleinen und Großen. KI ermöglicht die Weiterentwicklung des Geschäftsmodells in kleinen Schritten und letztlich auch minimal-invasiv in Bezug auf bestehende IT-Systemlandschaften. Darüber hinaus entwickelt sich die Organisation auf der KI-Journey weiter, das Mindset der Mitarbeiter wird offener, Ausprobieren im Sinne einer Fehlerkultur und das gesamte Unternehmen entwickelt sich fort.

 „KI wird nicht notwendigerweise alles revolutionieren und alle Prozesse und Geschäftsmodelle auf den Kopf stellen – aber zukünftig wird ein wettbewerbsfähiges Unternehmen nicht umhinkommen, KI einzusetzen. Ob sich daraus dann ein fundamentaler Wandel gestaltet, ist zunächst zweitrangig. Machen und Handeln ist die Devise!“ 

Was reizt Sie besonders an einer Zusammenarbeit mit der DDG?                                                                                   

Themen und Menschen. Ganz einfach. Es muss Spaß machen, KI zu gestalten, pragmatisch zugehen und eine Dynamik entwickeln. All dies findet man im DDG-Umfeld. Da helfe ich gerne mit, die KI-PS in Deutschland noch besser auf die Straße zu bringen.

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